Sind mütter anfälliger für burnout?

Nun um diese Frage beantworten zu können, müssen wir vorerst verstehen was die Risikofaktoren für die Entstehung des Burnouts sind. Wieso kriegen die einen Menschen ein Burnout wegen vermeintlich “kleinerem” Problem, während die anderen schwere Lebenskrisen erfahren, gleichzeitig einen super anspruchsvollen Job haben und nicht desto trotz “stabil” bleiben.

Das so genannte Vulnerabilitätsmodell erklärt es auf den Punkt. Aufgrund von unseren Erfahrungen in der Kindheit, Erziehung der Eltern, frühen Lebenskrisen und dem vorgelebten Umgang mit dem Stress oder Problemen, sind wir mehr vulnerabel (also anfällig) für eine psychische Erkrankung oder weniger. Konkret heißt es, sind wir in einem Umfeld aufgewachsen in dem wir als Kind gelernt haben mit Problemen richtig umzugehen und diese zu lösen, sind wir behütet und sicher aufgewachsen ohne, dass wir den Verlust von Sicherheit und Bindung erfahren mussten, haben unsere Eltern keine psychische Erkrankungen (und noch einige weitere Faktoren), so kann der “normale” Stress unsere Psyche nicht so leicht ins Schwanken bringen bzw. es bedarf umso einer größeren Krise die bei uns eine emotionale Erschöpfung verursacht. Wichtig ist zu verstehen, dass es nie der alleinige Faktor ist der uns in den Burnout führt. Es bedarf meist mehrerer “Baustellen”, bevor die Krankheit ausbricht.

Lass uns gemeinsam anschauen, was genau die Risikofaktoren für einen Burnout bei Müttern, sind. Anschließend werden wir die Risikofaktoren der “Mama von heute” gegenüber stellen und merken (spoiler 🙂 wieso die Mütter von heute anfälliger dafür sind.

  1. Zeitmanagement: meine Todo Listen sind so lang, dass es einem Pergamentpapier im Mittelalter ähnelt, das beim ausrollen meterweise auf dem Boden liegt.
  2. Fehlender Wertschätzung: Früher im Job, vor dem “Mama Leben” habe ich von meinem Chef eine Gehaltserhöhung für einen erfolgreichen Geschäftsabschluss bekommen. Seit 6 Jahren bin ich Mutter! Wo zum Teufel bleibt mein Check??
  3. Fremdbestimmung: Manchmal komme ich mir vor wie ein Roboter der immer funktioniert. Dabei schaltet es seine eigenen Bedürfnisse aus und ist immer auf Abruf bereit egal wofür, egal zu welcher Tageszeit. Augen zu und durch.
  4. Hohe Ansprüche und Perfektionismus: Meine Nachbarin die Isolde sieht mit ihren drei Kindern immer wie “aus dem Ei gepellt” aus. Die Kinder sind immer sauber und schick angezogen. Zuhause ist eine traumhafte, harmonische Idylle, alles durchgestylt und nach dem neusten Trend. Das werde ich ab heute auch haben! Das kann doch offensichtlich nicht so schwer sein.
  5. Hohe Arbeitsbelastung: Heute habe ich frei! Das jungste ist endlich in der Kita eingewöhnt, die großen – in der Schule. Wenn ich von der Arbeit zuhause bin, muss ich nur noch den Haushalt machen, einkaufen fahren, mit dem Hund rausgehen und meiner Großmutter den einen besonderen Tee aus dem anderen Ende der Stadt besorgen. Ich freue mich schon so darauf, anschließend wenn die Kinder um 21 Uhr evtl im Bett sind, etwas meditieren zu können oder ein Buch zu lesen. Der Stresspegel geht gefühlt nur selten runter.

Dies waren lediglich 5 Faktoren, die dich zu einem Mama Burnout führen können. Natürlich gibt es auch weitere kritische Bereiche, die bei jedem Menschen aufgrund seiner Einzigartigkeit mehr oder weniger ausgeprägt sind. Aber nun, was tun?

  1. Das Annehmen der Situation und die Selbstakzeptanz ist die Basis der Genesung. Höre auf, weiter zu “kämpfen” und “ahh irgendwie wird es schon gehen” zu beteuern. Du spürst die Überforderung, also gestehe dir diese zu! “Ja, ich weiß gerade nicht wo mir der Kopf steht”
  2. Atmen ist nicht gleich atmen. Wenn dir danach ist “den Notausgang” zu suchen weil alles gerade aus dem Ruder zu laufen scheint. Atme tief in den Bauch ein und versuche so langsam es geht auszuatmen. Es gibt wunderbare Techniken dich auf der körperlichen Ebene binnen kürzester Zeit zur Ruhe zu bringen.
  3. Ursachenfindung gibt dir die Kontrolle zurück. Was war der Grund? Wieso hast du auf diese Weise reagiert und nicht anders? Wieso fühlst du dich ausgerechnet heute so schlecht, wo vor 3 Wochen alles noch so gut war.
  4. Öfters die “5 gerade sein lassen”. Die “perfekte” Welt von Instagram und Co. ist alles andere als real. Sei nicht so streng zu dir und merke dir eins, wir Mamas “kochen alle mit Wasser”. Und wenn dein Zuhause im Chaos versinkt, dein Trockenschampoo leer ist und in dem Moment deine Schwiegermutter vor der Tür steht, könntest du locker mit absoluter Berechtigung sagen “uppps, da hast du mich wohl heute mitten im Leben erwischt” :-).
  5. Alles auf Papier zu bringen verschafft nicht nur Überblick, sondern das Gefühl des Loswerdens des Balasts. Dein Gehirn, um genauer zu sagen dein Gedächtnisareal, wird nicht mehr so stark belastet, da es sich diese ganzen Sachen nicht mehr merken muss.
  6. Höre auf mit Multitasking! Es wurde sogar wissenschaftlich bewiesen, dass wir Menschen eigentlich gar nicht Multitasking fähig sind. Ganz im Gegenteil. Das versetzt uns in Stress und das schlimmste ist, die Aufgaben werden weder schneller noch effizienter erledigt. Setze Prioritäten und arbeite diese Schritt für Schritt nacheinander ab.
  7. “Um ein Kind groß zu ziehen, braucht es ein ganzes Dorf” lautet das bekannte afrikanische Sprichwort. Nun haben wir heute aber andere Umstände und unser Netzwerk als Mama wird eher nach der Geburt des Kindes verkleinert, als dass es vergrößert wird. Suche dir deine Leute zusammen auf die du dich verlassen kannst und bilde dir von Anfang an einen Netzwerk auf. Frage nach Hilfe! Nehme die Hilfe an, wenn diese angeboten wird! Du bist nicht alleine.
  8. Und zu aller Letzt. Jedes Lebewesen auf diesem Planeten braucht Energie/Kraft um existieren zu können. Du brauchst es erst Recht, denn deine Energie wird nicht nur auf dein Organismus verteilt und alle Ressourcen für dich selber ausgeschöpft. Deine Kraft wird zusätzlich auf deine Kinder verteilt. Finde deine Energiequelle! Was ist deine Ressource? Wonach sieht deine Welt wieder ganz ok aus?

Es ist wie es ist aber es wird, was du daraus machst!